Fibrinogen-Mangel / -Dysfunktion, hereditär (Molekulargenetik)

OMIM:

202400 (Afibrinogenämie), 616004 (Hypodysfibrinogenämie und Dysfibrinogenämie)

Gensymbol:
FGA (OMIM: 134820), FGB (OMIM: 134830), FGG (OMIM: 134850)

Genetik:
Die Fibrinogen Gene (FGA, FGB und FGG) liegen auf Chromosom 4.

Wissenschaftlicher Hintergrund:
Fibrinogen wird hauptsächlich in der Leber gebildet. Das Fibrinogen ist ein Glykoprotein und setzt sich aus je zwei A-, B- und -Untereinheiten zusammen. Das Hexamer (AB)2 ist über Disulfidbrücken der einzelnen Untereinheiten verbunden.
Fibrinogen ist eine lösliche Form des Fibrins. Unter Einwirkung von Thrombin wird Fibrinogen in lösliches Fibrin umgewandelt, dieses wird durch den aktiven Faktor XIII quervernetzt, stabilisiert und unlöslich. Die Auflösung des quervernetzten Fibrins (Fibrinolyse) führt zu spezifischen Bruchstücken, den D-Dimeren, sowie zu weiteren Fibrinabbauprodukten. Bei unzureichender Fibrinbildung oder -stabilisierung, wie beim Faktor XIII-Mangel, oder bei vorzeitiger Wiederauflösung kommt es zu Blutungen und Wundheilungsstörungen.
Angeborene quantitative (Afibrinogenämie, Hypofibrinogenämie) oder qualitative (Dysfibrinogenämie) Defekte des Fibrinogens werden durch Mutationen in einem der drei beteiligten Gene (FGA, FGB, FGG) verursacht.
Bei Afibrinogenämie ist im Plasma Fibrinogen nicht oder nur in sehr geringen Spuren nachweisbar. Bei der Hypofibrinogenämie liegt der Plasmaspiegel unter dem Referenzbereich. Bei der Dysfibrinogenämie handelt es sich um strukturelle Defekte des Fibrinogenmoleküls, erkennbar durch die Diskrepanz zwischen erniedrigter Fibrinogenkonzentration [funktioneller Test (Fibrinogen nach Clauss)] und normalen (evtl. leicht erniedrigt) Antigenwerten. Kombinierte Defekte (niedrige Plasmakonzentration und strukturelle Änderungen) werden als Hypodysfibrinogenämie bezeichnet.
Die Häufigkeit der Afibrinogenämie wird auf etwa 1:1 Millionen geschätzt und verursacht eine Blutungsneigung unterschiedlichen Schweregrades. Die Hypofibrinogenämie geht mit einer milden bis mäßigen Blutungsneigung einher. Die Dysfibrinogenämie gilt als seltene autosomal dominanten Krankheit und das Krankheitsbild reicht von einer milden bis mäßigen Blutungsneigung bis hin zu einer Thrombophilie. Symptome wie Neigung zu Spontanaborten oder Wundheilungsstörungen treten auch auf. Mutationen in FGA können weiterhin Ablagerungen von Proteinaggregaten in Niere und Milz (Amyloidose) verursachen.

Klinische Symptomatik:
Ein Fibrinogen-Mangel bzw. eine Fibrinogendysfunktion fällt durch verminderte Fibrinogenkonzentraion nach Clauss und/oder durch erniedrigte immunologische Fibrinogenwerte auf.
Weiterhin sind eine verlängerte Thrombinzeit (PTZ) und Batroxobinzeit Hinweise auf eine quantitative bzw. qualitative Störung des Fibrinogens.
Blutungsneigung und/oder Thrombophilie sind mit genetischen Abnormalitäten der Fibrinogen-Gene assoziiert.

17.05.2016



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